Ich hebe Dinge auf, um mich zu erinnern und zu erfreuen. Ich bin gern ziellos unterwegs. Ein Bunker ist das Gegenteil davon. Statt lustvoller Bewegung: angsterstarrter Stillstand. In der 5. Etage habe ich eine Materialspur aus gesammelten und miteinander durch Fäden verbundenen Fundstücken in den Raum gehängt. Die Form hat einen Rhythmus, eine Art Pulsieren in den Raum gebracht. Es gibt die verdichteten Batzen und die heraus tänzelnden Seitenstreben. Sie scheinen zu schweben. Beim Abschreiten kann nachempfunden werden, wo das alles so herkommt. Zuletzt fand ich eine leere Patronenhülse mit Patina in der Arnoldstraße...
Antje Bromma: »O. T.« Ort: 5. Etage
GO – strategisches Brettspiel (mit schwarzen und weißen Spielsteinen) mit im Bunker vorgefundenen
hellen Betonsteinen zur Verstrahlungsvermeidung (Illusion) und
schwarzen Entsorgungs-Mülltüten (Tatsache). // Die absolute Dichte enggestapelter Menschen bei einem Gesamtfassungsvermögen von 1560 Personen auf zirka 2500 m² erfordert eine rastermäßige Kartierung des Bodens, deren Bereiche verteidigt werden müssen. // Ziel eines GO-Spiels ist die Herstellung eines harmonischen Gleichgewichts zwischen zwei konträren Standpunkten. // Der Schutzwille ist immer eine asymmetrische Hoffnung.
Doris Cordes-Vollert: »Go« Ort: 3. Etage, Fußboden zwischen den Treppenaufgängen, Spielfeld ca. 4 x 4 Meter
Numerierte Betonklötze zum Verschluss des Filterraums als Spielsteine
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Zur ABC(atomar/bakteriell/chemisch)-Schutz-Ausrüstung des Bunkers gehören 6500 schwarze quadratische Plastiksäcke. Keiner weiss, wofür. Fünfundsechzig von ihnen werde ich mit Erde füllen, bepflanzen und im Eingangsbereich, in der Sicherheitsschleuse und im Bunkerinneren verteilen. Die schweren Stahltüren bleiben geöffnet und lassen etwas Licht und Wärme hinein. Wie werden die Pflanzen reagieren?
Christiane Cramer: »Bunkergewächse« Ort: Eingang und 1. Etage Treppenaufgänge
Drachenbaum, Harald Finke und Musiker Matthias Winkler tönen gegen die Versteinerung des Bunkerschutzraums an, um dem erstarrten Materiecluster ansatzweise Schwingung und Bewegung nahe zu bringen - auch im Zusammenhang mit den Klangaktionen der übrigen Künstler. Musikalisch umgesetzte Impulse der Drachenbaumpflanze = PflanzenMusik = vereinen sich mit den Synthesizerklänger von Matthias Winkler, der dialogisch auf die Pflanze eingeht. Harald Finke nutzt das Didgeridoo, um ebenfalls der Pflanze im Bunkerraum beizustehen. Man weiß, bestimmte Klänge lassen Materie leichter werden, belüften sie sogar - spirituell gesehen.
Harald Finke: »Musikalisches Pflanzenvermögen« Ort: 1. Etage
Objekte aus Karton, zum Beispiel Sternformen nach Zeichnungen aus dem Manierismus, sind mit Leuchtfarbe bemalt. Spuren von Leuchtfarbe auf dem Fußboden, mit Glasscherben belegt, betonen die schon vorhandenen Markierungen durch Leuchtfarbe im Bunker. Mit dem Titel »Vom Himmel gefallen« biete ich Raum für Assoziationen: bringen Sterne, die vom Himmel fallen, Glück oder Unglück? Hätte der Bunker in den 80er Jahren (kalter Krieg) auch Schutz geboten?
Sigrun Jakubaschke: »Vom Himmel gefallen« Installation mit Objekten und Wandmalerei · Materialien: Karton, Glas, Leuchtfarbe · Ort: 7. Etage
schiffsfriedhof // lampedusa // im februar // luke planke spante // havarie habseligkeit // erinnerung // erlitten an jenem dritten oktober // träume hoffnung flaschenpost // ein schuh ein koran ein talisman // verlust verrostet verblichen // zerfetzt zersplittert zerrissen
HMJokinen: »An jenem dritten Oktober« 7 Fotos, eine Installation · Ort: Alle Etagen (Foto); 4. Etage (Installation)
HMJokinen: photographie projektion textfragmente
asche aus bootsplanken
Vier Sätze zur Bunkerarbeit:
Der Bunker ist für mich ein besonderes Beispiel für eine „bloß raus hier“-Architektur, leider nicht das einzige. Der Blick über die Sandfläche drinnen im Filterraum brachte mich dazu, wenigstens hier ein paar kleine Bilder von Orten zu imaginieren, die mich auf ein erfreulicheres Draußen verweisen. Fluss, See, Park. Das UV-Licht betont den illusionären Charakter der Bildinstallation: Alles nur Einbildung. Der Raum wird im Halbdunkel bleiben und die Zeichnungen werden sich wie kleine Monitore von den Wänden abheben.
Ralf Jurszo: »drinnen/draußen« Neun Zeichnungen, ca. 18 x 24 cm · Ort: Sandfilterraum in Etage 3
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum NSU-Komplex hat viel Staub in den Akten-Regalen aufgewirbelt. Sie kamen in Bewegung und begannen zu tanzen. Einige wurden überraschend gefunden, manche verloren ihren Inhalt im Schredder, andere blieben geheim.. Dieser Tanz der Akten spiegelt sich in der Prosa der Ausschuss-Protokolle. (hier: Zeugen-Vernehmung Felix S., LKA Hamburg vom 14. 6. 2012)
Katharina Kohl: »Fall-Akte / Hamburg-Version« Video-Installation (2 Videos und 74 leere Aktenordner ) · Ort: 1. Etage, Aufsichtsraum
Für die Ausstellung im Hochbunker realisieren wir eine Klanginstallation. // Die Arbeit wird aus acht synchronen Tonspuren bestehen und eine »Dschungel«-Atmosphäre schaffen. // Die Installation wird eine ganze Etage füllen. // Andere Arbeiten könnten nur dann in dieser Etage sein, wenn sie einen Bezug zur Installation haben und die anderen KünstlerInnen damit einverstanden wären.
KROKO: »Bitte überschreiten sie nicht die weiße Linie« · Klanginstallation aus 8 Lautsprechern · Ort: 6. Etage
Samples von acht Tonspuren aus acht Lautsprechern in der leeren 6. Etage des Bunkers
In Nähe der Treppenaufgänge neben einer Säule befindet sich eine Kernbohrung von ca. 2 cm Durchmesser, die sich senkrecht durch die Decken der oberen fünf Etagen des Schutzbunkers zieht. Hier lässt Tonia Kudrass über die volle Distanz ihren »Leitstrahl« in Form eines dünnen, fluoreszierenden Fadens schweben. Auf einem Teil des Fußbodens im siebten Stock ziehen »Rat Racers« ihre Runden: Tierisches Spielzeug aus Fernost in Form von Ratten, Kakerlaken, Käfern – letzte Überlebende des Atomkriegs.
Tonia Kudrass: »Rat Racers / Leitstrahl« Ort: 7. Etage (Rat Racers), Etagen 4, 5, 6, 7 (Leitstrahl)
»Sinus Rays – Nicht die Materie, die Energie birgt die Gefahr...«
Der ABC Bunker FRIEDA ist eine wahrhafte Materialisation und Manifestation eines Denkens, das hoffte, nach dem Katastrophenrezept „Mehr von demselben“ mit einer Steigerung des materiellen Aufwands ( z.B.: Wandstärke 1.10 m u. ä.) auf die, von Menschen gemachte Bedrohung, zu reagieren. Zum Glück scheint diese Gefahr jetzt vorerst gebannt (wie lange noch?) , sonst dürften die Künstler dort nicht ihre Ideen materialisieren.
Sabine Mohr: »Sinus Rays« Ort: 4. Etage
»Schlechte Nachrichten«
Eine Portraitserie aus dem Alltag um 1990. Menschen strahlen mit Zuversicht und dem Glauben an ein „störungsfreies Leben“ in die Kamera – und gleichzeitig jagt eine Katastrophenmeldung die jeweils nächste. Überlagerung. Nachdenken.
DG. Reis: »schlechte nachrichten II 1992« Fotos 90 x 140 cm Cibachrome auf Keilrahmen gespannt · Ort: 3. Etage
»Yellow Flame«
Kleine, aus Schwefel gegossenen Flammen werden in unterschiedlichen Bereichen des Bunkers platziert.
Der feine aufsteigende Schwefelgeruch verstärkt die Wirkung der kalten Flamme.
Thomas Stordel: »Yellow Flame« Ort: Verschiedene Bereiche, alle Etagen
Kleine Flammen aus Schwefel
werden an verschiedenen
Stellen im Bunker platziert
BombenStimmung – in einer Kathedrale der Sicherheit
Ein Raum gefüllt mit Traum, Trauma, Hoffnung und Sehnsüchten. Ein Schutzraum des Menschen vor seinen eigenen selbstzerstörerischen Kräften, der im größtmöglichen Ernstfall keinen ausreichenden Schutz hätte bieten können, ist im Übergang vom Überlebensraum zum Lebensraum, zum Wohnraum. Der Bunker wird aus seinem Traum-Trauma erweckt. Wir gehen dabei mit diesem Klangkörper in Resonanz und lassen ihn in der Berührung und durch unsere Stimmen hörbar werden wie ein durchbluten mit Klängen, Worten und Musik.
Titel: »BombenStimmung« Ort/Zeit: temporäre Performance an mehreren Tagen, alle Etagen.
montag 30.6.2014, 08.30 Uhr
dienstag 1.7.2014, 19.00 Uhr
mittwoch 2.7.2014, 17.30 Uhr
Donnerstag 3.7. 2014 ab 17.00 Uhr
Freitag 4.7. 2014 ab 17.00 Uhr
Samstag 5.7.2014, 20.30 Uhr
Sonntag 6.7.2014 ab 15.00 Uhr
Weblinks
Webseiten der Künstler